Das am häufigsten verwendete Antidot zur Behandlung von Vergiftungen durch amanitinhaltige Pilze ist Benzylpenicillin (BPCN). Einige wenige Berichte deuten jedoch darauf hin, dass andere Antibiotika wie Ceftazidim (CEFT) und Rifamycin SV (RIFSV) eine bessere Antidotwirkung gegen Amanitine zeigen als BPCN. Aus diesem Grund gibt es eine anhaltende Debatte darüber, welches der drei Antidote für die Behandlung solcher Vergiftungen optimal ist. In dieser Studie wurde die Wirksamkeit von BPCN mit der von CEFT und RIFSV im menschlichen Hepatozytenmodell verglichen. Die funktionelle Unversehrtheit und Lebensfähigkeit der kultivierten Hepatozyten wurde mit Hilfe des MTT-Tests und durch Messung der Aktivität der Milchsäuredehydrogenase (LDH) bewertet. In der ersten Versuchsanordnung wurden die Hepatozyten gleichzeitig mit α-AMA und den getesteten Gegenmitteln exponiert, während in der zweiten Versuchsanordnung die Zellen in den ersten 12 Stunden nur mit α-AMA exponiert wurden und dann das α-AMA-haltige Medium gegen ein Kulturmedium ausgetauscht wurde, das sowohl α-AMA als auch die getesteten Gegenmittel enthielt. Die Ergebnisse zeigten, dass die gleichzeitige Verabreichung von α-AMA und jedem der getesteten Gegenmittel (BPCN, CEFT, RIFSV) die menschlichen Hepatozyten wirksam schützte; allerdings wurde in der Gruppe, die BPCN verabreicht bekam, die höchste Lebensfähigkeit der Hepatozyten beobachtet. In Zellkulturen der Versuchsanordnung II waren alle getesteten Gegenmittel unwirksam, was darauf hindeutet, dass nach der Aufnahme der kritischen Dosis von α-AMA durch die Hepatozyten eine weitere Unterdrückung dieses Prozesses die Zellen nicht vor Schädigungen schützt. Somit ist eine 12-stündige Exposition der inkubierten Hepatozyten gegenüber α-AMA eine ausreichende Zeitspanne für eine solche zelluläre Aufnahme einer kritischen Dosis dieses Toxins. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das leicht zugängliche und kostengünstige BPCN in großem Umfang als Antidot gegen Amanitine eingesetzt werden sollte. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Therapie ist jedoch die schnelle Einführung eines Gegenmittels, um einen möglichst großen Teil des Leberparenchyms vor der verheerenden Aufnahme einer kritischen Dosis von Amanitinen zu schützen.