Man sagt, dass ein Mensch einen guten Musikgeschmack haben kann, aber wie sieht es mit dem Musikgeschmack aus? Wie würde er schmecken? Der Experimentalpsychologe Charles Spence und Forscher des Crossmodal Research Laboratory an der Universität Oxford können vielleicht Aufschluss darüber geben.
Das Labor erforscht, wie die fünf Sinne – Berührung, Geschmack, Geruch, Sehen und Hören – miteinander interagieren. Ihre Forschungen zu auditiven und gustatorischen Reizen haben unter anderem ergeben, dass es implizite Assoziationen zwischen Geschmack und Tonhöhe geben kann. Hohe Töne werden vor allem mit süß und sauer schmeckenden Lebensmitteln assoziiert, während tiefe Töne eher mit bitteren und umami-Geschmacksrichtungen in Verbindung gebracht werden.
Die Forscher fanden außerdem heraus, dass sich der Geschmack je nach dem begleitenden Soundtrack verändern kann. In einer Studie probierten die Teilnehmer ein Stück Aschenbonbon, während sie verschiedene Soundtracks hörten – einen mit höheren und einen mit tieferen Tönen. Das Toffee wurde dann auf einer Skala von bitter bis süß bewertet. Das Ergebnis war eine bittersüße Symphonie, die zeigte, dass die Teilnehmer das Toffee als süßer empfanden, wenn es mit höheren Tönen gepaart war, und als bitterer, wenn es von tieferen Tönen begleitet wurde. Was sie nicht wussten, war, dass das Toffee identisch war – nur der Klang hatte sich verändert.
Spence sagt, es sei eine aufregende Zeit in der Welt der Kopplung von Geschmack und Musik. Außerhalb des Labors werden diese Experimente in die reale Welt übertragen und können überall erlebt werden, von gehobenen Restaurants bis hin zu Geschäften in der High Street. Inspiriert durch das Experiment mit dem Schlackentoffee hat er zusammen mit der Künstlerin Caroline Hobkinson im House of Wolf, einem experimentellen Restaurant in London, einen „sonic cake pop“ kreiert. Bei dem Dessert handelte es sich um ein mit Schokolade überzogenes Zartbitter-Toffee, das mit einer Telefonnummer versehen war. Nach dem Anrufen der Nummer konnten die Gäste entscheiden, ob sie „eins“ für ein süßes oder „zwei“ für ein bitteres Dessert drücken wollten, woraufhin die entsprechenden hohen oder tiefen Töne erklangen. Nach Angaben von Spence führte die Veränderung der Geräuschkulisse zu einer 5-10%igen Veränderung der Bewertungen von Bitterkeit und Süße.
Was die Kopplung von Musik und Geschmack betrifft, so sind die Möglichkeiten noch lange nicht erschöpft. Spence hat kürzlich für British Airways Sonic Seasoning erstellt, eine Wiedergabeliste mit 13 Titeln, die den Geschmack der Speisen auf der Speisekarte verstärken soll. Einige der Kombinationen basieren auf der Tonhöhe, wie z. B. Kaffee zu Plácido Domingos Nessun Dorma aus Turandot, da die Bitterkeit des Kaffees gut zu den tiefen Tönen des Tenors passt. Er erklärt, dass andere auf einer anderen Vorstellung beruhen, nämlich dass das Erlebnis des Verzehrs ethnischer Lebensmittel durch die Begleitung von Musik aus der gleichen Region verstärkt wird. „Wenn man eine ethnische Küche hat, sei es indisch, schottisch, französisch oder italienisch, und die Leute in eine Umgebung mit passender Atmosphäre bringt – mit französischer Akkordeonmusik zu französischem Wein, indischer Sitarmusik beim Essen von indischem Essen – wenn man die richtige Art von Musik hat, wird das die wahrgenommene Authentizität des Essens erhöhen.“
Es gibt noch viel mehr zu verstehen über die Beziehung zwischen Musik und Geschmack. Laut Spence gibt es derzeit mehr anekdotische als seriöse wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen könnten, wie interaktiv die Beziehung ist. Er vermutet, dass die Musik einen größeren Einfluss auf den Geschmack hat, als umgekehrt. „Es gibt eine Art neuronalen Grundbesitz“, erklärt Spence, „weil so viel mehr von unserem Gehirn dem Hören und Sehen gewidmet ist als dem Schmecken und Riechen.“
Da Musik die wahrgenommene Süße oder Salzigkeit eines Lebensmittels verändern kann, ist es ein langfristiges Ziel von Spence, herauszufinden, wie die Kombination von Musik und Geschmack zu einer gesünderen Ernährung beitragen könnte. Dazu müssten solche Studien längerfristig angelegt sein als die jetzigen. Außerdem würden sie wahrscheinlich mit Strategien zur Zuckerreduzierung beginnen, da Süße bei der musikalischen Zuordnung von Geschmack leichter zu verstehen ist als Salzigkeit.
Welche Musik würden Sie mit Essen kombinieren? Wenn du dich davon losreißen kannst, zu entschlüsseln, als welches Emoji du wiedergeboren werden solltest oder wie gut du „You’ve Got Mail“ kennst, dann mach dieses Quiz auf BuzzFeed. Es wurde von der Agentur für sensorisches Branding Condiment Junkie auf der Grundlage von Forschungsergebnissen des Crossmodal Laboratory in Oxford entwickelt.
Image Credit: Foto vom Autor aufgenommen.