MONTESQUIEU, CHARLES LOUIS DE SECONDAT, BARON DE LA BREDE ET DE° (1689-1755), französischer Schriftsteller und politischer Philosoph. Montesquieu knüpfte an die humanistische französische Tradition von Jean *Bodin an und vertrat die Vision einer gegenüber allen Religionen, einschließlich des Judentums, toleranten Gesellschaft. Seine früheste Äußerung über die Juden findet sich in den Lettres Persanes (1721), 50, wo er das Judentum als „eine Mutter, die zwei Töchter zur Welt gebracht hat, die ihr tausend Schläge versetzt haben“ beschreibt. In L’Esprit des lois (25,13), veröffentlicht 1748, reagierte er auf die Verbrennung eines zehnjährigen jüdischen Mädchens durch die *Inquisition mit einer wortgewaltigen Anklage in Form eines von einem Juden verfassten Arguments: „Ihr beklagt euch, dass der Kaiser von Japan alle Christen in seinem Reich auf einem langsamen Feuer verbrennen lässt; aber er könnte euch antworten: ‚Wir behandeln euch, die ihr nicht so glaubt wie wir, wie ihr diejenigen behandelt, die nicht so glauben wie ihr’… Wenn ihr nicht christlich sein wollt, dann seid wenigstens menschlich.“ Dennoch war er nicht ganz unkritisch gegenüber den Juden. Auch in den Lettres persanes schreibt der Reisende: „Wisse, dass es überall, wo Geld ist, Juden gibt.“ In einer Passage aus den posthum veröffentlichten Mélanges inédits (1892) heißt es, die rabbinischen Texte hätten den schlechten Geschmack und Charakter der Juden geprägt, denn es gebe unter ihnen „nicht einen einzigen, der auch nur einen Hauch von Genie besäße.“ Aber diese private Meinung von Montesquieu in seiner christlichsten Form war im 18. Jahrhundert unbekannt. Seine relativistische Sichtweise, die dem absoluten Deismus von *Voltaire zuwiderlief, um den Juden und das Judentum als eine der vielen gültigen Kultur- und Religionsformen zu würdigen, hat die Geschichte beeinflusst.