ForschungsberichtAnteriorer Temporallappen ist notwendig für effiziente lateralisierte Verarbeitung von gesprochener Wortidentität

Im gesunden menschlichen Gehirn ist die Verarbeitung von Sprache stark lateralisiert, in der Regel auf die linke Hemisphäre, während die Verarbeitung komplexer nicht-sprachlicher Laute Hirnregionen bilateral beansprucht. Wir wollten wissen, ob die anterioren Temporallappen, die bei der semantischen Verarbeitung eine wichtige Rolle spielen, für diese spezielle Verarbeitung gesprochener Wörter entscheidend sind. Neun Patienten mit semantischer Demenz (SD) und vierzehn altersgleiche Kontrollpersonen unterzogen sich einer Magnetoenzephalographie und einer strukturellen MRT. Die voxelbasierte Morphometrie zeigte das stereotype Muster der SD: ein schwerer Verlust an grauer Substanz, der sich auf die vorderen Temporallappen beschränkt, wobei die linke Seite stärker betroffen ist. Während der Magnetoenzephalographie hörten die Teilnehmer Wortsätze, bei denen Identität und Bedeutung bis zur Vervollständigung des Wortes mehrdeutig waren, z. B. PLAYED versus PLATE. Während die Reaktionen der linken Hemisphäre in allen Gruppen ähnlich waren, zeigten die Patienten 174-294 msec nach der Disambiguierung des Stimulus eine erhöhte Aktivität der rechten Hemisphäre. Quellenrekonstruktionen bestätigten die Rekrutierung rechtsseitiger Analoga von Sprachregionen bei SD: Die Atrophie der vorderen Temporallappen war mit einer erhöhten Aktivität im rechten Temporalpol, im mittleren Temporalgyrus, im inferioren frontalen Gyrus und im supramarginalen Gyrus verbunden. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die vorderen Schläfenlappen für eine normale und effiziente lateralisierte Verarbeitung der Wortidentität durch das Sprachnetzwerk notwendig sind.