Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Zeit bis zum Nachweis von Mycobacterium tuberculosis in der Flüssigkultur von Sputum von Patienten mit Lungentuberkulose ein besserer Indikator für die Dauer der Isolierung der Atemwege sein könnte als der Status des Sputumabstrichs. Bei 284 Patienten mit Lungentuberkulose wurden die Ergebnisse des Sputumabstrichs und der Kultur vor und während der Behandlung auf säurefeste Bazillen (AFB) überprüft. Die Zeit bis zum Nachweis von M. tuberculosis in der Flüssigkultur (TTD-TB) war die Anzahl der Tage von der Inokulation des Mykobakterien-Wachstumsindikator-Röhrchens bis zum Nachweis der Kultur und der Sichtbarmachung von AFB. Der Median (Interquartilsbereich) der TTD-TB für die Abstrichgruppe 0 (keine Bazillen gefunden) betrug 14 (12-20) Tage. Dieser Wert wurde als Standard für die Entlassung aus der Isolierung verwendet. Bei Patienten der Ausstrichgruppe 4 (>9 AFB pro high-power field (hpf) in Sputumproben vor der Behandlung) betrug die TTD-TB mehr als 14 Tage nach einem Median von 25 Behandlungstagen. Die Autoren empfehlen, dass Patienten der Abstrichgruppen 1 und 2 (1-9 AFB pro 100 hpf bzw. 1-9 AFB pro 10 hpf in Sputumproben vor der Behandlung) 7 Tage lang in respiratorischer Isolation behandelt werden, sofern das Risiko einer Arzneimittelresistenz gering ist. Die Patienten der Abstrichgruppen 3 (1-9 AFB pro hpf) und 4 sollten 14 bzw. 25 Tage lang in respiratorischer Isolation behandelt werden. Diese Kriterien hätten die Dauer der respiratorischen Isolation bei den 143 Studienteilnehmern mit sputumabstrichpositiver Lungentuberkulose um 1.516 Tage reduziert. Unter der Voraussetzung, dass die klinischen und radiologischen Kriterien zufriedenstellend sind, könnte die Verwendung der Zeit bis zum Nachweis von Mycobacterium tuberculosis in der Flüssigkultur eine Vorhersage der Dauer der Isolierung der Atemwege anhand des Sputumabstrichs vor der Behandlung ermöglichen. Die Empfehlungen ermöglichen es, die Isolierung zu beenden, bevor der Sputumausstrich negativ wird, was erhebliche Vorteile für Patienten und Gesundheitsdienstleister mit sich bringt.