Das mittlere Zellvolumen (MCV) – die Größe der einzelnen Zellen – ist der beste Index zur Klassifizierung von Anämien. Dieser Index drückt das von einem einzelnen Erythrozyten eingenommene Volumen aus und ist ein Maß in Kubikmikrometern (Femtolitern oder fL) des mittleren Volumens. Das MCV gibt an, ob die Größe der Erythrozyten normal (normozytär), kleiner als normal (80 µm3, mikrozytär) oder größer als normal (100 µm3, makrozytär) erscheint.
Das MCV ist das durchschnittliche Volumen eines Erythrozyten in Femtolitern (fL). Ein fL = ein Kubikmikrometer (μm3). Das MCV wird manuell berechnet, indem das Volumen der gepackten Erythrozyten (Hämatokrit) durch die Anzahl der Erythrozyten nach folgender Formel geteilt wird:
MCV (fL) = Hämatokrit (in %) × 10 / Erythrozyten ( in 1012/L)
Beispiel: Bei einem Hct von 45 % und einer Erythrozytenzahl von 5 × 1012 Zellen pro Liter:
MCV (fL) = 45 (%) × 10 / 5 × 1012/L = 90 fL
Das MCV gibt an, ob die Erythrozyten klein (mikrozytär), normal (normozytär) oder groß (makrozytär) erscheinen werden. Liegt der MCV-Wert unter 80 fL, sind die Erythrozyten mikrozytär. Liegt er über 100 fL, sind die Erythrozyten makrozytär. Liegt er im Normalbereich, sind die Erythrozyten normozytär.
Die Hauptfehlerquelle bei der Bestimmung des MCV ist der beträchtliche Fehler bei der manuellen Erythrozytenzählung, sofern diese verwendet wird. Mit automatischen Zellzählern und elektronisch berechneten Indizes wird das MCV direkt gemessen und der Hämatokrit aus MCV und Erythrozytenzahl berechnet (Hct = MCV × RBC). Das MCV gilt heute als der zuverlässigste automatisierte Index und ist wahrscheinlich das wirksamste Unterscheidungsmerkmal für die Klassifizierung von Anämien.
Das MCV liegt bei normalen Erwachsenen zwischen 80 und 96 fL.
Bei einer Abnahme des mittleren korpuskulären Volumens sind die Erythrozyten mikrozytär oder kleiner als normal. Mikrozytäre rote Blutkörperchen treten bei Eisenmangelanämie, Bleivergiftung und Thalassämie auf. Bei mikrozytärer Anämie mit ausgeprägtem Eisenmangel kann es 60 bis 70 fL betragen.
Ein Anstieg des mittleren korpuskulären Volumens zeigt an, dass die roten Blutkörperchen makrozytär oder größer als normal sind. Die perniziöse Anämie geht mit makrozytären roten Blutkörperchen einher. Bei einigen makrozytären Anämien (z. B. der perniziösen Anämie) kann das mittlere korpuskuläre Volumen bis zu 150 fL betragen. Wenn das mittlere korpuskuläre Volumen im normalen Bereich liegt, sind die roten Blutkörperchen normozytär oder von normaler Größe. Aplastische Anämie, hämolytische Anämie und Anämie mit vorübergehendem Blutverlust sind mit roten Blutkörperchen von normaler Größe verbunden.