Wir beschreiben hier ein 12-Kanal-Elektrokardiogramm (EKG) einer 72-jährigen Frau mit einer Vorgeschichte von Brustkrebs und einer durch Chemotherapie verursachten Kardiomyopathie. Ein Echokardiogramm zeigte eine linksventrikuläre Dysfunktion mit einer Auswurffraktion von 23 % und einem leicht vergrößerten linken Ventrikel. Das 12-Kanal-EKG zeigte Vorhofflimmern mit einer mittleren Herzfrequenz von etwa 100 Schlägen pro Minute, einer QRS-Dauer von 160 ms, einem QT-Intervall von 400 ms, einem Rechtsschenkelblock (RBBB) und einem linken vorderen Faszikelblock (LAFB). Die Kombination von RBBB-Merkmalen in den präkordialen Ableitungen und LAFB-Merkmalen in den Extremitätenableitungen wird als „maskierter Schenkelblock“ bezeichnet. In den meisten Fällen von RBBB und LAFB liegt die QRS-Achsenabweichung zwischen – 80 und -120 Grad. In seltenen Fällen, wenn die linksventrikulären Kräfte überwiegen, liegt die QRS-Achsenabweichung bei etwa -90 Grad, wodurch das Muster eine atypische Form annimmt. In einer Situation mit RBBB in Verbindung mit LAFB kann die S-Welle in Ableitung I fehlen oder sehr klein sein. Eine solche Situation ist nicht nur das Ergebnis einer reinen LAFB, sondern auch einer linksventrikulären Hypertrophie und/oder eines fokalen Blocks aufgrund einer Narbe (ausgedehnter vorderer Myokardinfarkt) oder einer Fibrose (Kardiomyopathie). Manchmal wird dieses spezifische EKG-Muster fälschlicherweise für LBBB gehalten. RBBB mit LAFB kann LBBB entweder in den Ableitungen der Extremitäten (bekannt als „Standard-Maskerading“ – Fehlen der S-Welle in Ableitung I) oder in den präkordialen Ableitungen (bekannt als „präkordiales Maskerading“ – Fehlen der S-Welle in den Ableitungen V₅ und V₆) imitieren. Unser EKG zeigte beide Arten des maskierten Schenkelblocks – Fehlen der S-Welle in Ableitung I und in den Ableitungen V₅ und V₆.