Mütterliche und väterliche Repräsentationen des Säuglings: ein Vergleich zwischen Eltern von Terminkindern und Frühgeborenen

Zielsetzung: Die Forschung zu elterlichen Bindungsrepräsentationen nach einer Frühgeburt ist begrenzt und nicht schlüssig. Die vorliegende Studie ist die erste, in der mütterliche und väterliche Bindungsrepräsentationen nach Termingeburt, mäßiger und sehr früher Geburt verglichen werden. Darüber hinaus wurde besonderes Augenmerk auf gestörte Bindungsrepräsentationen gelegt.

Methode: Mütter und Väter von Terminkindern (≥ 37 Wochen Gestationsalter, n=71), moderat Frühgeborenen (≥ 32-37 Wochen Gestationsalter, n=62) und sehr Frühgeborenen (<32 Wochen Gestationsalter, n=56) nahmen an der vorliegenden Studie teil. Die Bindungsrepräsentationen (ausgeglichen, gestört, verzerrt) über ihre Säuglinge wurden mit dem Working Model of the Child Interview (WMCI) bewertet. Um gestörte Repräsentationen zu beurteilen, wurde die Kodierung des WMCI um die Skala für gestörte Repräsentationen (WMCI-D) erweitert.

Ergebnisse: Die drei Hauptklassifikationen der Bindungsrepräsentationen wurden durch die Frühgeburt nicht beeinflusst. Darüber hinaus gab es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Rate der ausgeglichenen Repräsentationen. Bei den nicht ausgeglichenen Repräsentationen waren die mütterlichen Repräsentationen jedoch häufiger verzerrt, während die Väter häufiger unausgeglichene Repräsentationen zeigten. Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass mütterliche gestörte Bindungsrepräsentationen durch Rollen-/Grenzverwirrung oder Desorientierung gekennzeichnet waren, während väterliche gestörte Bindungsrepräsentationen durch Rückzug gekennzeichnet waren.

Schlussfolgerung: Angesichts der geschlechtsspezifischen Unterschiede ist es wichtig, Interventionen auf die Bindungsrepräsentationen der Eltern abzustimmen, um deren unausgewogene und/oder gestörte Bindungsrepräsentationen zu verändern.