Die Kontroverse über wiedergewonnene Erinnerungen an sexuellen Missbrauch in der Kindheit (CSA) besteht darin, ob solche Erlebnisse über lange Zeiträume vergessen und später in der Therapie oder als Reaktion auf Hinweise oder Auslöser aus der Umwelt abgerufen werden können. Das Falsches-Gedächtnis-Syndrom (FMS) wird durch Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis – meist CSA – verursacht, die objektiv falsch sind, an die die Person aber fest glaubt. Persönlichkeitsfaktoren spielen bei der Entwicklung von FMS oft eine Rolle. Da CSA eine so verheerende Erfahrung ist, haben falsche Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch enorme, wenn nicht gar erschütternde Folgen für die Familien. Wir stellen drei Fallberichte vor, um die Merkmale des FMS zu veranschaulichen. Das FMS sollte für weitere Studien aufgelistet werden, um gültige Kriterien für die Diagnose in der Kategorie der „fiktiven Störungen“ und einer Unterkategorie „falsche Erinnerungen/Glauben an Missbrauch“ mit einer weiteren Unterteilung in „durch Therapie induziert“ festzulegen. Die FMS-Kontroverse fand im Zusammenhang mit einer allgemeinen moralischen Panik über sexuellen Missbrauch in den frühen 1980er Jahren statt. Psychiater sollten ein hohes Maß an Skepsis gegenüber moralischen Paniken haben.