Flächennutzungsplan

Kommunale Flächennutzungsplanung

Beide Stadtverwaltungen haben das lokale Baugesetzbuch, den Flächennutzungsplan und den Entwicklungsplan eingesetzt, um günstige Bedingungen für die Umsetzung energieeffizienter Gebäude und die Integration von EE zu schaffen. Die Energienutzung und -erzeugung wird durch die Renovierung alter Gebäude, den Bau neuer Strukturen, die Zuweisung kommunaler Flächen für die EE-Infrastruktur und die Vorbereitung von Räumen und Flächen für die spätere Anwendung/Installation von EE kontrolliert. So werden zum Beispiel planerische Vorkehrungen getroffen für: künftige Solaranlagen auf Dächern, Fassaden oder öffentlichen Freiflächen; zusätzliche unterirdische Kanäle für den Wärme- und Stromnetzausbau unter Straßen; reservierte unterirdische Energiespeicher unter Parkplätzen und Freizeiteinrichtungen; und künftige Nahwärmekraftwerke oder kleine KWK-Anlagen in der Nähe von Verkehrs- oder Gewerbegebieten. Generell wird die konventionelle Raumplanung durch eine transformative Energieentwicklungsplanung abgelöst. Das heißt, die Planung und der Bau von Gebäuden, Straßen, Freiflächen und öffentlichen Infrastrukturen wurden unter dem Gesichtspunkt betrachtet, ob sie auch die Erzeugung, Verteilung und Speicherung von erneuerbaren Energien ermöglichen.

In den Städten Frankfurt und München wurden in den Stadtentwicklungsstrategien Raumplanungs- und Energieplanungsansätze kombiniert. Diese haben sich in Form von Energiekonzepten bzw. -plänen für bestehende und neue Quartiere, energetischen Bewertungen von Bebauungsplänen, Fernwärmeverordnungen, privatrechtlichen Vereinbarungen (Erbpacht/Verkauf, städtebauliche Verträge, Erschließungsverträge) und energieintegrierten städtebaulichen Wettbewerben manifestiert (Unger, 2012). Ein Energiekonzept für ein geplantes Baugebiet sieht mindestens die Passivhausbauweise für alle Gebäude, die lokale Erzeugung von erneuerbaren Energien zur Deckung eines Teils des Strom- und Wärmebedarfs des Gebiets sowie den Neu- und Ausbau von Nahwärmenetzen vor, oft verbunden mit dem Bau von kleinen Nahwärme- oder Blockheizkraftwerken. Diese Aspekte bildeten die Grundlage der Stadtentwicklung für das Zielgebiet. Das Energiekonzept würde darüber hinaus eine Bewertung des Energieverbrauchs auf der Grundlage der bestehenden Bebauungspläne erfordern. Dies würde in einen Energienutzungsplan einfließen, indem zusätzliche Karten, die den Wärme- und Strombedarf des zukünftigen Planungsgebietes darstellen, sowie Energiepotenzialkarten für Solar-, Geothermie- und Windkraftanlagen überlagert werden. Die Umsetzungsrichtlinien werden im Energiekonzept weiter konkretisiert. Fernwärmeverordnungen helfen dabei, den Anschluss neuer/bestehender Gebäude an neue/bestehende Nahwärmenetze verbindlich zu machen. Auf Gebäudeebene tragen Städtebauverträge mit Investoren dazu bei, Energiestandards und Installationsrichtlinien für erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung gesetzlich festzulegen (Desthieux und Camponovo, 2008). Stadtentwicklungswettbewerbe, die von der Stadt durchgeführt werden, fördern innovative Gebäude- und Infrastrukturlösungen und steigern das öffentliche Interesse. Andere städtische Programme zur Verbesserung des öffentlichen Raums oder zur Renovierung historischer Gebäude bieten mehr Möglichkeiten für energetische Maßnahmen wie Solarbeleuchtung in Parks und Straßenlaternen, BIPV-Fassadenintegration und energetische Gebäudesanierung historischer Strukturen. Die Integration von erneuerbaren Energien würde daher nicht nur die Aufenthaltsqualität erhöhen, sondern auch das kulturelle Image der Stadt schützen.

Ein Beispiel für ein Energiekonzept für ein Neubaugebiet ist in Frankfurt das Projekt Frankfurter Bogen, das seit 2004 am nördlichen Stadtrand entwickelt wird. Basierend auf dem Klimaschutzkonzept der Stadt Frankfurt waren die Ziele hier die Einsparung von Primärenergie, die Minimierung von CO2-Emissionen durch Kraft-Wärme-Kopplung und die Sicherung der Energieversorgung. Heute stehen auf dem 72 Hektar großen Gelände 2500 Wohneinheiten für rund 5000 Einwohner zur Verfügung. Neben der Passivhausbauweise wurde eine frühere, mit fossilen Brennstoffen betriebene KWK-Anlage auf Biomethan umgestellt. Die KWK-Anlagen versorgen nun über ein Nahwärmenetz sowohl den neuen Stadtteil als auch die angrenzenden Wohngebiete innerhalb von Preungesheim. Das Netz ist inzwischen auf > 10 km angewachsen und ist die 100. Energieübergabestation der Stadt für umweltfreundliche Fernwärme. Der erzeugte Strom wird in das Netz eingespeist, wodurch Stromimporte und Netzbelastungen reduziert werden (Stadt Frankfurt am Main, 2013b). Die Entwicklung der Anlagen erforderte in der Tat eine hohe Effizienz bei der ursprünglichen Auslegung des Masterplans. Das Gebiet bestand zu Beginn aus > 1000 Flurstücken mit > 300 Eigentümern, was einer sofortigen Umsetzung entgegenstand. Daher wurde ein Baulandumlegungsverfahren nach dem Baugesetzbuch eingeleitet, um die Flächen nach Wohngruppen neu zu ordnen (Stadt Frankfurt am Main, 2017). Die schrittweise Entwicklung des Gebietes konnte in mehreren Etappen erfolgen und erleichterte mit zunehmender Energieeinsparung infrastrukturelle Ergänzungen in Form eines Bahnanschlusses und eines verbesserten Straßennetzes. Außerdem wurden eine gemischte Bebauung und die Ansiedlung privater und öffentlicher Einrichtungen gefördert. Das Quartier steht beispielhaft für das integrierte Stadtentwicklungskonzept der Stadt Frankfurt, das auf die Stärkung der Ballungszentren und deren Vernetzung durch infrastrukturelle Anbindung, sektorale Kooperation und kommunale Beteiligung abzielt. Durch Nahwärme und Kraft-Wärme-Kopplung haben infrastrukturelle Impulse zu einer fortschreitenden Verdichtung geführt.

Auch in München ist Freiham-Nord am westlichen Stadtrand ein Beispiel für einen energieintegrierten Masterplan, der nicht nur die Erneuerung bestehender Stadtteile vorangetrieben, sondern auch die Entwicklung neuer Stadtteile beeinflusst hat, die EE-Technologien als grundlegende Planungskomponenten beibehalten. Basierend auf der Idee einer nachhaltigen und energieeffizienten Stadtentwicklung werden in Freiham energetische Maßnahmen eingesetzt, um den Bau kohlenstoffarmer Gebäude innerhalb einer kompakten städtischen Morphologie zu gewährleisten, die auch eine vernünftige Energie-Eigenversorgung für Heizung aus geothermischer Energie und für Strom aus Solar-Photovoltaik erreicht. Die Maßnahmen wurden durch die Verflechtung von drei Schlüsselaspekten festgelegt: ein kommunales Energiekonzept, ein Sanierungsprogramm und ein städtebaulicher Wettbewerb, die alle von der Stadtverwaltung geleitet wurden. Das kommunale Energiekonzept verlangte, dass die Entwürfe eine kohlenstoffarme/minimale Energieentwicklung integrieren, was zur Folge hatte, dass die Wettbewerbsbeiträge kompakte städtische Formen aufweisen mussten. Solche kompakten Morphologien würden eine bessere kritische Kundendichte und kürzere Wege für die effektive Umsetzung eines Niedertemperatur-Fernwärmenetzes auf der Basis von lokaler Geothermie schaffen. Eine solche Kompaktheit würde auch eine stärker fußgängerorientierte städtische Nachbarschaft und eine einfachere Fähigkeit zur Umsetzung lokaler multimodaler Verkehrsverbindungen bedeuten (Landeshauptstadt München, 2013).

Für kleinere Städte in der weiteren Region Frankfurt und München beschäftigen sich die Kommunen mit lokalen Raumplänen und orientieren sich bei der Entwicklung lokaler RES an den staatlichen Regionalplänen. Wie in den Innenstädten werden in den lokalen Flächennutzungsplänen energetische Mindeststandards für neue und bestehende Gebäude festgelegt und Gebiete für kleine EE-Anlagen wie Biomasseheizwerke, Photovoltaikanlagen und kleine Windturbinen ausgewiesen, oft begleitet von einem Solar- und Geothermiekataster, um geeignete Standorte und Anlagen zu bestimmen. Die Auswahl und der Mix der kleinen EE-Anlagen hängt von der Energiebelastung, dem Klima und den geografischen Anforderungen des jeweiligen Ortes ab. Die Umsetzung dieser kleinen EE-Projekte hat zu einer spürbaren Verbesserung der regionalen städtischen Qualitäten und der Identität der Orte geführt, die nun eindeutig auf erneuerbaren Energien basieren. Laut Bridge et al. (2013) sind Städte nun in der Lage, ihre eigenen charakteristischen Identitäten zu behaupten (und nicht nur auf externe Erwartungen zu reagieren), und zwar in Abhängigkeit von den neuen Energiesystemen, die sich aktiv mit ihren lokalen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen auseinandersetzen. Solche Identitäten werden zusätzlich durch die Vorteile definiert, die erneuerbare Energien mit sich bringen, einschließlich verbesserter kommunaler Infrastrukturen (z. B. verbreiterte Straßen, verbesserte Telekommunikation), verbesserter öffentlicher Einrichtungen (z. B. Rathäuser, Sportanlagen, Parks, Gärten), erweiterter kommunaler Dienstleistungen (z. B., Post, Tourismus, Bildung), erneuerte Standorte (z. B. Industriebrachen, Brachflächen), regenerierte biologische Vielfalt (als Ausgleich für die räumlichen Auswirkungen der erneuerbaren Energien) und neue Erholungsmöglichkeiten (z. B. neue Radwege, Naturpfade, Informationszentrum).