Diese Studie beschreibt die Ergebnisse einer Exkursion in das vom Wenchuan-Erdbeben vom 12. Mai 2008 betroffene Gebiet zur Analyse der Auswirkungen auf Industrieanlagen. Die Schwere der Schäden korreliert gut mit dem Alter der Anlagen, wobei ältere Anlagen umfangreichere und schwerere Schäden erlitten haben als solche, die in jüngerer Zeit nach den neuesten Konstruktionsvorschriften gebaut wurden. Die Hauptursache für den Tod und die Verletzung von Arbeitern war der Einsturz von Lagerhallen, Büro- und Produktionsgebäuden. Dabei handelte es sich meist um Betonkonstruktionen mit unzureichender Umschließung oder schlechter Bewehrung. Die herabfallenden Trümmer führten zu Schäden und Verlusten an der Ausrüstung sowie zum Durchtrennen und Zerquetschen von Rohren. Rohre wurden auch abgetrennt oder verbogen, wenn angeschlossene Tanks verschoben wurden oder Gebäude einstürzten. Es kam zu zahlreichen Freisetzungen von gefährlichen Stoffen, wobei Verschüttungen das vorherrschende Unfallszenario waren. An einigen Standorten kam es zu Schäden durch Bodenverflüssigung, was die Notwendigkeit unterstreicht, bei der Auswahl des Standorts für eine Anlage mögliche Auswirkungen auf den Standort zu berücksichtigen. Die Auswirkungen des Wenchuan-Erdbebens auf Chemieanlagen bestätigen die Erkenntnisse anderer Erdbeben in Bezug auf typische Natech-Schäden und Versagensarten sowie das Potenzial und die Mechanismen der Freisetzung von Gefahrstoffen.