Akute Mastoiditis bezeichnet eine eitrige Infektion der Luftzellen des Mastoids. Sie ist die häufigste Komplikation der akuten Otitis media.
Terminologie
Bei der akuten Otitis media liegt ein entzündlicher Mittelohrerguss vor, der ungehindert in die Luftzellen des Mastoids wandern kann. Daher stellen einige Autoren fest, dass eine leichte Mastoiditis technisch gesehen in fast allen Fällen einer akuten Otitis media vorliegt 6. Das bloße Vorhandensein von Mastoidflüssigkeit in der Bildgebung ändert jedoch nichts an der Behandlung einer ansonsten unkomplizierten akuten Otitis media. Daher behalten sich viele Kliniker die Diagnose vor, wenn klinische Anzeichen oder Symptome einer Entzündung mit Beteiligung des Mastoids vorliegen. Wenn Mastoiditis und akute Otitis media gleichzeitig auftreten, wird manchmal der Begriff akute Otomastoiditis verwendet.
Wenn es klinische Anzeichen für eine akute Mastoiditis gibt, wird das Anfangsstadium als akute Mastoiditis mit Periostitis, beginnende Mastoiditis oder leichte Mastoiditis bezeichnet 6,7. Wenn sich die mukoperiostale Beteiligung zu einer Resorption der knöchernen Septa des Mastoids entwickelt, wird dieses Stadium als koaleszierende Mastoiditis bezeichnet. Die koaleszierende Mastoiditis ist eine radiologische Diagnose.
Epidemiologie
Die akute Mastoiditis ist wie die akute Otitis media weitgehend eine Erkrankung des Kindesalters.
Klinische Präsentation
Die akute Mastoiditis zeigt sich typischerweise durch postaurikuläre Empfindlichkeit, Erythem und Schwellung, die zu einer Vorwölbung der Ohrmuschel führen. Häufige unspezifische Befunde sind Otalgie und Fieber. Ein Abszess kann mit Fluktuation oder einer tastbaren Masse auftreten.
Komplikationen
- subperiostaler Abszess
- Bezold-Abszess
- Citelli-Abszess
- Labyrinthitis
- Petrusapicitis: Ausdehnung der Infektion in eine pneumatisierte Felsenspitze; ~30% der Bevölkerung hat eine pneumatisierte Felsenbeinspitze 2
- intrakranielle Ausdehnung
- Epiduralabszess, meist perisinus (angrenzend an den Sinus sigmoideus)
- Meningitis
- subdurales Empyem
- zerebraler Abszess
- durale Sinusverschlusskrankheit (DSOD)
- Fazialnervenfunktionsstörung
- Thrombose der Mastoid-Emissärvene (Griesinger-Zeichen)
Pathologie
Die akute Mastoiditis mit Periostitis ist pathologisch durch die Ausbreitung der Infektion durch die Mastoid-Emissärvenen in das Periost gekennzeichnet. Die akute koaleszierende Mastoiditis ist durch eine Infiltration und Zerstörung des Knochens, im Wesentlichen eine Osteomyelitis, gekennzeichnet.
Sie ist am häufigsten auf bakterielle Infektionen zurückzuführen, wobei Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae 65-80 % der Fälle ausmachen.
H. influenzae ist zwar seltener, aber der aggressivere Erreger und führt häufiger zu Komplikationen, insbesondere zu Meningitis.
Etiologie
- Streptococcus pneumoniae: am häufigsten
- Haemophilus influenzae: häufig und aggressiver als Pneumokokken
- Aspergillus: aggressiv; tritt bei älteren Patienten auf; häufig in Verbindung mit einer Funktionsstörung des Gesichtsnervs
- Tuberkulöse Otomastoiditis: zunehmende Häufigkeit aufgrund einer stärker immungeschwächten Bevölkerung
Röntgenologische Merkmale
Die CT ist die erste Untersuchung der Wahl. Die Nachkontrastbildgebung ist hilfreich, um assoziierte Weichteil- oder intrakranielle Komplikationen festzustellen.
CT
- Teilweise bis vollständige Eintrübung der Luftzellen des Mastoids, was unspezifisch ist, aber in der entsprechenden klinischen Situation für eine beginnende Mastoiditis spricht
- Erosion der knöchernen Septen der Luftzellen des Mastoids, was die Diagnose einer koaleszierenden Mastoiditis begründet
- Erosion der Seitenwand des Mastoids, was auf einen subperiostalen Abszess hindeutet, oder der Sigmaplatte, was auf einen epiduralen Abszess hindeutet
- Masse mit umgebenden Fettsträngen oder randständigen Ansammlungen tief im Musculus sternocleidomastoideus, was auf einen Bezold-Abszess hindeutet, oder im digastrischen Dreieck, was auf einen Citelli-Abszess hinweist
- Erosion, die auf eine Osteomyelitis der Felsenbeinspitze (Felsenbeinapikitis, Petrositis) oder des Hinterhauptbeins (verwirrenderweise auch Citelli-Abszess genannt)
- Zerebralabszess
- Duralvenensinusthrombose
MRT
- teilweise-bis vollständige Eintrübung der Mastoidluftzellen +/- Mittelohrspalte
- Flüssigkeitssignalintensität im Mastoid sollte nicht ohne weitere Hinweise als Mastoiditis interpretiert werden, wie Schleimhautkontrasterhöhung und/oder Diffusionseinschränkung 5
Signalmerkmale
Typische Befunde bei Mastoiditis sind 4,5:
- T1: geringes Signal
- T2: hohes Signal
- DWI/ADC: Diffusionseinschränkung kann vorhanden sein
- T1 C+: Schleimhautkontrasterhöhung ist in der Mehrzahl vorhanden
Behandlung und Prognose
In der Regel ist nur eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich.
Siehe auch
- Tomastoiditis