Lektine sind kohlenhydratbindende Proteine, die in den meisten Pflanzen vorkommen. Sie spielen eine Rolle beim Schutz der Pflanzen vor externen Krankheitserregern, wie Pilzen, und anderen Organismen. Einige gängige Grundnahrungsmittel wie Getreidekörner und Hülsenfrüchte weisen relativ hohe Konzentrationen an verschiedenen Lektinen auf. Ein Teil der in Weizenkeimen enthaltenen Proteine wird als Weizenkeim-Agglutinin (WGA) bezeichnet. Autoren populärer Ernährungspläne behaupten, dass dieses Weizenlektin negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Mit verschiedenen Argumenten wird vom Verzehr von Lebensmitteln mit hohem Lektingehalt abgeraten. In diesem Zusammenhang diskutieren wir die Auswirkungen von Lektinen aus Weizen auf die menschliche Gesundheit. Aktuelle Forschungsergebnisse zu den Mechanismen, über die Weizenlektine Auswirkungen auf Gesundheitsfaktoren wie Fettleibigkeit, Autoimmunerkrankungen und Zöliakie haben, werden kritisch überprüft. Wir kommen zu dem Schluss, dass es viele unbegründete Annahmen gibt. Die aktuellen Daten über die gesundheitlichen Auswirkungen von Lektinen, wie sie in gekochten, gebackenen oder extrudierten Lebensmitteln verzehrt werden, belegen keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen. Im Gegensatz dazu hat sich gezeigt, dass der Verzehr von WGA-haltigen Lebensmitteln, wie z. B. Getreide und Vollkornprodukte, mit einem deutlich geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebsarten sowie mit einem günstigeren langfristigen Gewichtsmanagement verbunden ist. Es wird empfohlen, Untersuchungen durchzuführen, um den tatsächlichen Gehalt an aktiven Lektinen in Lebensmitteln auf Weizenbasis nach der thermischen Zubereitung für den menschlichen Verzehr zu bestimmen.